Zum zehnjährigen Jubiläum des Novarock gab es neben dem Schwimmbojen-Model DAVID HASSELHOFF und Rockgöttern wie IRON MAIDEN, BLACK SABBATH und AMON AMARTH auch noch viele weitere Höhepunkte…
Jaaa verdammt, der Hoff war da und jaaaa verdammt, es war so trashig, dass es schon wieder extremst gut war (allen voran natürlich Davids Witze und der Showopener in Form eines Flammenwerferdudelsacksolisten). Der Kollege in Österreichs „Zeitung für LeserInnen“ hat diesbezüglich ja schon zur Genüge undifferenziert abgelästert und statt der ewigen Schwarzmalerei konzentrieren wir uns hier mal auf die guten Dinge des Novalebens. Und ein paar kritische Punkte sollen auch vorkommen – immerhin soll ein Konzert-/Festivalbericht ja objektiv sein.
Novarock – Freitag
In der pannonischen Prärie fand also bereits zum zehnten Mal das größte Rock- und Metalfestival Österreichs statt. „Novarock“ ist seit seinen Anfängen das Synonym für verstaubte Metalheads und ganz viel buntes – und ebenfalls verstaubtes – Publikum aus beinahe jedem musikalischen Spektrum. Auch das Lineup ist dementsprechend bunt: So standen bereits am ersten Tag Crossover-Veteranen wie THE PRODIGY oder Dancehall-Acts IRIE RÉVOLTÉS Schulter an Schulter mit Metalgrößen à la VOLBEAT, SLAYER und STEEL PANTHER auf den Bühnen.
Richtig heraus stach aber keiner der Acts. SLAYER und VOLBEAT lieferten routinierte Standardsets ab, STEEL PANTHER mangelte es trotz weißem Powerpulver („Thank you Jesus for inventing cocain!“) etwas an Motivation. Daran könnte eventuell die frühe Auftrittszeit schuld sein, oder vielleicht das noch etwas verschlafene Publikum. Schade, das kennt man besser!
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Novarock – Samstag
Tag #2 konnte sich hingegen mehr als sehen lassen. Allen voran natürlich die Britischen Ausnahmekünstler von IRON MAIDEN. Diese reisten standesgemäß mit gefühlten 70 Lastern voll Bühnenzeugs an – darunter Maskottchen Eddie in verschiedensten Varianten aus den über dreißig Schaffensjahren der Band. Mal als überlebensgroßer Verschnitt des Amerikanischen Indianerjägers General Custer zu den Tönen von „Run To The Hills“, mal als meterhoher Surrealismusdämon vom Cover des 1988er Albums „Seventh Son Of A Seventh Son“ – an Effekten wurde wieder einmal nicht gespart! Dummerweise gibt es davon natürlich aufgrund der fragwürdigen Fotorestriktionen für die anwesende Presse keine Fotos an dieser Stelle. Ein weiteres Manko stellte auch die präsentierte Maiden England-Tour dar, die das Feeling der gleichnamigen Tour von 1988 aufleben lassen soll. Klar, die „Oldies“ sind nach wie vor pure „Goldies“, doch wünscht man sich als eingefleischter Fan doch mehr, als die aufgewärmte Kost von vor über zwanzig Jahren. Besonders da einige der stärksten MAIDEN-Songs in der Periode 1988–Jetzt entstanden sind. Zu jammern gab es dennoch nichts, denn was geboten wurde hinterließ wieder einmal ein pures Glücksgefühl in der Magengegend, schmerzende Muskeln im Nacken und ein seliges Grinsen in den Fangesichtern!
Weitere ehrende Erwähnungen haben sich auch die plündernden Wikinger von AMON AMARTH, sowie die menschenverachtenden Untergrundmusiker von K.I.Z. verdient. Während erstere mit der puren Gewitterkraft des in AMON AMARTH-Texten allgegenwärtigen Thor über das Publikum hereinbrachen – den tieffrequenten Growls von Sänger Johan Hegg sei Dank – so leisteten die Kannibalen In Zivil/Klosterschüler im Zölibat/[insert weitere falsche Namensbedeutungen von K.I.Z.] ihren Beitrag zur Völkerunverständigung. Das Brett, welches die drei Rapper und DJ Craft den Anwesenden vor die Fresse knallten, konnte sich sehen lassen. Fans der Band waren begeistert und K.I.Z.-Jungfrauen wurden erfolgreich eiskalt erwischt – Hut ab vor den vier verrückten Berlinern, denn dank ihnen bleibt Rap immer noch ein Hahnenkampf.
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Novarock – Sonntag
Wer sich am Sonntag den staubschwarzen Rotz aus der Nase bohren konnte um die Atemwege wieder freizubekommen, war bereits am besten Weg für den letzten Ansturm auf die beiden Bühnen. Um den festivalüblichen Promillepegel zu halten, konnte man bereits um elf Uhr vormittags die ersten Ottarocker-Dosen zu WENDI’S BÖHMISCHER BLASMUSIK leeren.
Der erste hervorstechende Auftritt des Tages war jedoch jener von ARCH ENEMY. Die Urgesteine der Schwedischen Melodic Death Metal-Szene, die mit Aushängeschild Angela Gossow eine der denkwürdigsten Vokalisten im Metalbereich ihr eigen nennen konnten, stehen ja seit kurzem ohne ihre Powerfrau auf der Bühne. Frau Gossow hat ja bekanntlich das Mikro an den Nagel gehängt und managt jetzt ihre Band hinter den Kulissen. Dankbar nach dem aufgehängten Mikrophon hat im Anschluss die Kanadierin Alissa White-Gluz gegriffen. Der Blauschopf – Szenekennern am Besten als Sängerin von THE AGONIST bekannt – ist somit seit März des Jahres das neue Gesicht und Stimme von ARCH ENEMY. Über den Paradigmenwechsel ist sich das Stammklientel der Band nach wie vor nicht einig. Die üblichen „Früher war alles besser“- und „Nur das Original ist genial“-Rufe sind bei Sängerwechsel obligat und unumgänglich – etwas paradox sind sie dennoch, da ARCH ENEMY in den ersten fünf Bandjahren auch ohne Angela Gossow auf den Bühnen der Welt stand. Nichtsdestotrotz merkt man einfach, dass sich eine Lücke, wie sie die ehemalige Frontblondine hinterlässt, schwer bis gar nicht füllen lässt. Dafür war die Stimmgewalt der Exsängerin einfach zu einzig- und urschreiartig. Wer jedoch über diesen Unterschied hinwegsehen konnte, wurde nicht enttäuscht – ARCH ENEMY sind und bleiben ARCH ENEMY, PUNKT.
Nachdem die Schweden die Blue Stage erfolgreich zertrümmert hatten, machte sich auf der Red Stage ein weiteres Urgestein bereit loszubrettern: die Alt-Punker von BAD RELIGION! Gegründet, irgendwann als die Gummiringerl noch aus Holz waren, ist die Band für Generationen von Punks ein treuer Wegbegleiter durch Pickelphase, ersten Job und Altenheim. Und trotz grauer Haare und Wohlstandsbäuchlein geben die sechs Kalifornier noch lange keine Ruhe. Am Nova wurde darum ein astreines Hitfeuerwerk in die Menge geschossen, welches keine Wünsche offen ließ. „This is [MORE THAN] just a punk rock song!“
Ebenfalls mehr als nur etwas Punk waren wieder einmal DROPKICK MURPHYS. Diesmal zum Glück wieder mit dem Sängergespann Al Barr und Ken Casey unterwegs (das letzte Gasometerkonzert musste Casey dank Herrn Barrs akuter Grippe ja alleine bestreiten), konnten die Bostoner Irish Punks gewohntermaßen das bier-, schweiß- und staubgetaufte Publikum zum Austicken bringen. CrowdStaubsurfer’s Paradise! An dieser Stelle ein klares Lob an die äußerst motivierten Securitymitarbeiter, die trotz unabsichtlicher Stiefel im Gesicht jeden der gefühlten 1.500 Surfer sicher von der Menge pflückten und – den Umständen entsprechend – äußerst behutsam wieder auf den staubigen Boden der Realität stellten.
Auch ROB ZOMBIE sorgte bei seinen Fans für ein Powerworkout – wie sollte es auch anders kommen, wenn man sein Set mit dem ikonischen „Dragula“ startet?
Wer nach dem Set von ROB ZOMBIE und den anschließenden AVENGED SEVENFOLD noch Kraft in den Beinen hatte durfte sich über eine der wohl stilbildendsten und einflussreichsten Bands der Welt freuen – BLACK SABBATH luden um halb12 zum großen Novarock-Finale und scheinbar ganz Österreich folgte diesem Ruf. Geboten wurde ein denkwürdiges Konzert der Extraklasse und ein Ozzy Osbourne, der an kindlicher Freude kaum zu überbieten war. Halbminütige „Show me your haaaaaands“-Rufe inklusive!
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Novarock! Ein Fazit!
Das war’s also – Novarock Numero 10. Fantastisches Lineup, die besten Securities der Welt, pannonische Sandstürme, alles was man sich von einem Novarock erwartet wurde auch diesmal wieder geliefert. Und bis auf die übliche miese Parkplatzsituation gabs wirklich nichts zu meckern; und das schreibt ein Festivalmuffel! Die Teilnahme am Novarock 2015 ist also ein definitives „vielleicht“…