See Rock 2013: Ein Debakel …

Das See Rock Festival 2013 am Schwarzl See bei Graz war eigentlich ein Festival wie aus dem Lehrbuch – genauer gesagt aus dem Kapitel „So nicht!“ … Wucher, Abzocke und generelles Chaos sind nur einige der Anklagepunkte.

BEHEMOTH @ See Rock 2013
HINWEIS: auf MEINEM PERSÖNLICHEN Blog steht lediglich MEINE PERSÖNLICHE Meinung/Sichtweise. Dass ich damit aber bei weitem nicht alleine stehe, beweisen die zahllosen negativen und umgehend gelöschten Bewertungen auf der Schwarzl See Facebookseite.

Nun kommen wir aber endlich zu den Anklagepunkten.

Anklagepunkt 1: das komplette Fehlen von Organisation

Bereits bei der mit der Anreise verbundenen Parkplatzsuche zeichnete sich dieser Punkt schon stark ab. Kaum einer der Parkplatzwächter hatte überhaupt eine Ahnung, wer denn jetzt wo und wie parken dürfte. War das Areal der Firma Schwarzl erst noch für Festival-Mitarbeiter reserviert/gedacht, so wurden diese Pläne sehr schnell vom Wächter umgestoßen. Kein Wunder, denn in der sengenden Hitze, ohne schützenden Sonnenschirm lassen sowohl Konzentration als auch Lust sehr schnell nach.

Während der nächsten zwei Tage besserte sich die Organisation um keinen Deut. Die Securities, offensichtlich minimalst bis gar nicht eingeschult und heillos überfordert, wussten kaum, welcher Gast mit welchem der gefühlten 100 verschiedenen PLASTIK-Bändchen in welchen Bereich darf. Dementsprechend kühl war auch die Stimmung.

Auch für die anwesende Presse waren die organisatorischen Umstände kaum zumutbar. Dies reichte vom Chaos bei der Pressepassausgabe hin bis zum nichtgesicherten, oftmals unbewachten „Pressebereich“ im Gasthaus des Schwarzl Sees zu dem sowohl BADEGÄSTE als auch Festivalgäste uneingeschränkten Zutritt hatten. Dass hier Laptops, Kameras und andere Wertgegenstände in fünf- bis sechsstelligen Wertbereichen lagerten, war sowohl Veranstalter als auch Securities eher wurscht.

Interessantes Stück Trivia aus dem Pressebereich: Angeblich werden sämtliche Verpflegungseinnahmen, die durch Presseleute entstehen, den Hochwasseropfern gespendet. Schön und gut, jedoch hat im Restaurant niemand gefragt, ob der Einkauf von Presseleuten getätigt wurde, noch wurde sonst eine Differenzierung vorgenommen. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage bleibt somit anzweifelbar.

Anklagepunkt 2: die Wucher

Preise @ See Rock 2013

Dass Festivals ein teurer Spaß sind, ist kein Geheimnis, aber Getränkepreise von 5 € pro 0,5l oder ein 6 € Kebab sprechen für sich. Dass die bezahlte Halbe dann halt aufgrund von gastronomischem Antitalent seitens der überforderten, unfreundlichen Bardamen/-herren doch nur ein lauwarmes Seidl ist, macht das Ganze dann auch nicht besser.

Besonders giftig ist dies natürlich bei Temperaturen von über 35 °C und ohne Schattenspender am Konzertgelände. Hier könnte man direkt von Fahrlässigkeit sprechen. Zumal sich der Veranstalter durch Aussagen wie „das sind externe Gastronomen“ aus der Schlinge zu ziehen versucht. Doch diese externen Gastronomen werden wohl kaum unangekündigt auftauchen und die Preisgestaltung wird vor dem Festival auch kaum ein Geheimnis für den Veranstalter sein.

Anklagepunkt 3: der Sound

EISBRECHER @ See Rock 2013

Was will man auf einem Musikfestival machen? Genau, MUSIK hören! LIVE! LAUT! Von den Bands! Dazu hatte man am See Rock mehr als genug Gelegenheiten – wenn man in der ersten Reihe stand und den Sound der Bühnenmonitore abbekam. Ansonsten wurde es nämlich soundtechnisch ziemlich düster: Vermehrter Ausfall von Gitarren, Bass oder gar Gesang (besonders angenehm, wenn sich SLAYERs Tom Araya gerade die Seele aus dem Leib schreit und nicht einmal ein leises Piepsen durch die Lautsprechertürme ertönt). Dazu noch eine extrem schlechte Mischung, die es zeitweise unmöglich machte bei Acts wie BEHEMOTH die Mitten von den Bässen zu unterscheiden – so geht das nicht!

Anklagepunkt 4: der Ticketdschungel

VIP Fr., Stehplatz Fr., Wavebreaker Fr., Rollstuhlfahrer Fr., VIP Sa., Stehplatz Sa., Wavebreaker Sa., Rollstuhlfahrer Sa., VIP Fr. +Sa., Stehplatz Fr. +Sa., Wavebreaker Fr. +Sa., Rollstuhlfahrer Fr. +Sa., Camping Fr.+Sa. – dazu kommen noch sechs Festivalpässe, die eine mittels orangenem oder silbernem Zusatzbändchen eine tagesweise Einschränkung haben. Liebe Securities, Ihr tut mir aufrichtig leid!

Anklagepunkt 5: der Campingplatz

So angenehm der See selbst als Location war, so unzumutbar war der als Campingarea deklariert Parkplatz direkt neben der Pyhrnautobahn. Während man sich auf den Äckern der burgenländischen Prärie schon während dem Novarock öfters mal einen Hering an einem Stein in der Erde verbiegt, so kapitulierten im Gemisch aus Schotter, Steinen und Erde selbst die härtesten Zeltbefestigungen. Nächstes Mal – sofern jemand diesen Wahnsinn freiwillig wiederholen möchte – sollte man für den Zeltaufbau einen Presslufthammer mitschleppen. Dafür auch noch 15 € zu verlangen ist, gelinde gesagt, jenseits von Gut und Böse.

Anklagepunkt 6: der Umgang mit Kritik

Schwarzl See Rock Review

Am ersten Festivaltag wurden bereits erste kritische Stimmen laut. Die Festivalbesucher beschwerten sich über die hier angeführten Probleme und noch einige weitere Punkte auf der offiziellen Facebookseite vom Schwarzl See – und prompt wurden sämtliche negativen Meinungen zensiert, gelöscht und die betroffenen Fans auf der Schwarzl See Seite blockiert. Hier zeigt sich, wie viel die Verantwortlichen auf die Meinung der ZAHLENDEN KUNDSCHAFT gibt. Stattdessen gibt man sich lieber erfolgreich, redet sich die eigene Welt schön und blendet alle negativen (und meist sogar KONSTRUKTIVEN) Stimmen aus. Der Festivalbesucher wird anscheinend nicht als zahlender KUNDE wahrgenommen, sondern als überpraller Geldeuter, der bis auf den letzten Cent gemolken werden muss.

Wie bereits das Festival, so ist auch der Social Media Auftritt direkt aus dem Lehrbuchskapitel „So nicht!“.

Entlastungszeugen

Der Fairness halber muss man jedoch in typisch österreichischer Manier sagen, dass nicht alles schlecht war. Der namensgebende Baggersee war das absolute Highlight des Areals, die Bands – wenn auch einige wenige aus dem thematischen Konzept tanzten – glänzten ebenso und mit den richtigen Festivalbesuchern wird sogar ein Höllentrip einigermaßen erträglich.

Zeugen 1 & 2: der See, die Leute

See Rock 2013

Der See war wahrlich das Juwel des Festivalgeländes. Durch die geringe, aber ausreichende Größe lag die Wassertemperatur irgendwo zwischen geschätzten 23 und 25 °C. Dadurch konnte man getrost seinen Campingsessel im Uferbereich versenken und stundenlang im Wasser vor sich hin quellen.

Auch die Festivalmitbesucher zeigten sich beim See Rock von ihrer besten Seite. Stress gab es keinen, aggressive Alkoholiker suchte man ebenso vergeblich. Insgesamt war die Stimmung heiter und nach der Absage von MOTÖRHEAD machte sich nur marginal stärkerer Galgenhumor breit. Die Besucher machten das Beste aus der verbleibenden Zeit und man hörte vielerorts, dass der erste See Rock Besuch auch der letzte bleiben würde.

Ein weiterer Pluspunkt, der absolut nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Sauberkeit des Areals. Müllsammler/Kloentleerer/etc. waren beinahe rund um die Uhr im Einsatz und hielten das gesamte Gelände sauberer als so manche Studentenwohnung – sehr angenehm!

Zeuge 3: die Bands

Neben See und Besuchern waren auch die auftretenden Bands ein wahrer Genuss. Klar, der Sound war – wie bereits erwähnt – unterirdisch und die Black/Death Metal-Helden BEHEMOTH hatten mit ihrem Nachmittagsslot auch nicht die Möglichkeit ihre beeindruckende Bühnenshow gebührend umzusetzen. Dennoch zeigten sich alle Bands von ihrer besten Seite.

Neben den bereits erwähnten BEHEMOTH zählten auch EISBRECHER zu den Highlights des Festivals. Soundtechnisch unter aller Sau, jedoch optisch und vom Energielevel her einfach nur Umwerfend. Dass der Checker Alex von EISBRECHER dann auch den einsetzenden Hagelsturm (Timing: 1+!) humoristisch in die Bühnenshow einbaute, sorgte jedenfalls für ein großes Sympathieplus beim Publikum.

Natürlich waren auch IRON MAIDEN wieder mal ein Genuss. Seit mittlerweile über 30 Jahren sind die Briten in der Weltgeschichte unterwegs und überzeugen von Mal zu Mal. Fulminante Bühnenshow, viel Action, geniale Songs (leider/bekannter Weise waren auf der „Maiden England“ Tour Großteils nur Songs aus den 80ern vertreten) und viel Spaß – Metal-Herz, was willst Du mehr (ausgenommen von einer halbwegs erträglichen Soundmischung …)?

Der absolute Stimmungstiefpunkt wurde jedoch kurz vor IRON MAIDEN erreicht, als der Veranstalter mitteilte, dass MOTÖRHEAD aus „gesundheitlichen Gründen“ nicht auftreten werden. Als „Top-Ersatz“ wurden kurzfristig die Meidlinger Alkorocker ALKBOTTLE engagiert.

Man mag von der Band halten, was man will; eines ist sicher: Die Musiker um Roman Gregory wussten genau, dass dieser Auftritt verdammt stark in die Hose gehen könnte, meisterten ihn jedoch mit fliegenden Fahnen. Dank ALKBOTTLE – die zwar kein annähernder Ersatz für MOTÖRHEAD waren – wurde der seelische Schmerz über den Ausfall von Herrn Kilmister & Band dann doch etwas erträglicher und die Band ging garantiert mit einigen Fans mehr in der Tasche nach Hause. Hut ab an dieser Stelle!

ALKBOTTLE @ See Rock 2013

Urteil

Ein tolles Line-Up (auch ohne MOTÖRHEAD), eine geniale Location, super Leute, schön sauber, schreckliche Organisation, unzumutbare Preise, unbrauchbarer Campingplatz, Gebühren über Gebühren, unterirdische Soundmischung, nichteingeschultes und überfordertes Personal.

See Rock 2014 – sollte es überhaupt stattfinden – wird unter diesen Umständen gemieden wie die sprichwörtliche Pest. Schade eigentlich, denn die Erreichbarkeit via Pyhrnautobahn und das Gelände selber wären definitiv einen Besuch wert.

Galerie – See Rock 2013

1 thought on “See Rock 2013: Ein Debakel …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

.