Chords and Ink #17 – Dead Richy Gein

Bei Chords and Ink präsentieren fantastische Musiker die Tattoos, die ihnen am wichtigsten sind und erzählen die Geschichten dahinter.

Im Februar 2017 durfte ich einen fantastischen Musiker, Sänger und Menschen für Chords and Ink #17 interviewen. Dead Richy Gein von den BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE empfing mich bei sich zu Hause und präsentierte sich – und seine gigantische Horrorfilmsammlung – im besten Licht. Richy erklärte dabei, welchen Stellenwert ALICE COOPER und die Rebellion im Allgemeinen für ihn haben und warum er seit Jahr und Tag bei den selben Tätowierern ist.

Über Richy

Um Richy kommt man in der Wiener Szene eigentlich kaum herum. Wenn der „passionierte Horrorfilmsammler und Serienkiller…… -memorabiliafan“ nicht gerade als Dead Richy Gein mit Bühnenlatex und Kunstblut im Gesicht die Bühnen Europas unsicher macht, sieht man ihn auch öfters mal als Aftershow-DJ oder „inkognito“ auf diversen Underground-Gigs. Nebenbei zeigt er sich unter dem Pseudonym Gein GraveX auch verantwortlich für die Designs und Grafiken der BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE.

Das Tattoo

Chords And Ink - fantastic musicians talk about their favourite tattoo and the story behind it. Chords and Ink 17 with Dead Richy Gein of Austrian Horrorbilly heroes BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE. www.fb.com/wetphoto | www.wet-photo.at NO USE WITHOUT PRIOR WRITTEN PERMISSION // KEINE VERWENDUNG OHNE VORHERIGE SCHRIFTLICHE ERLAUBNIS.

Richys Lieblingstattoo ist ein ALICE COOPER Tribute Sleeve, der seinen rechten Arm ziert. Das Tattoo besteht hauptsächlich aus einigen der Plattencovern, die für Richy besonders wichtig sind: Die Augen aus dem Gatefold von „Love It To Death“, das abgewandelte Herz von „School’s Out“ samt Namen des offiziellen Fanclubs „Sick Things“, daneben die Münzen/Engelsköpfe der „Billion Dollar Babies“, abgeschlossen von der „Welcome To My Nightmare“-Spinne.

Dass Richy hier ein ALICE COOPER Tattoo präsentiert, verwundert kaum, denn er ist schon seit frühen Kindheitstagen Hardcore-Fan des Schockrock-Meisters: „Ich kann mich erinnern, ich hab mit acht Jahren das erste Mal das Cover – da ist die ‚Trash‘ rausgekommen – gesehen und gesagt: ‚Ich muss die haben! Die will ich hören!'“. Da es um die persönlichen Finanzen nicht sehr gut bestellt war wurde ein Komplize für diese Risikoinvestition gesucht und auch gefunden: Gemeinsam mit seinem Bruder kratzte Richy das nötige Taschengeld zusammen undlegte sich so seine erste COOPER-Platte zu. „Der arge Typ mit dem Totenkopf-T-Shirt und den Nieten auf der Lederjacke“ hat Richy damals stark beeinflusst, denn für den Bub vom Land war die Platte „das Ärgste was wir überhaupt gekannt haben“.

Dead Richy Gein vor seiner riesigen Horrorsammlung, die ohne ALICE COOPER wohl nie solche Ausmaße angenommen hätte.

Mit „Poison“ dröhnte daheim auch gleich ein Song durch die Anlage des Papas, der Richy richtig geflasht hat. „Da war die Welt nicht mehr die selbe!“ – ALICE COOPER verkörpert alles, was auch Richy seitdem begeistert. „Ich hab mich da irgendwie voll verbunden gefühlt. Er war das volle Idol bei allem und hat auch Horrorfilme empfohlen. Ich hab natürlich jeden Film sofort haben müssen.“

Richys Vater passte die neue Obsession des Jungen nicht so wirklich, denn er kannte den Herrn COOPER noch aus den Siebzigern und war fest überzeugt, dass sich Richy den Antichrist höchstpersönlich ins Haus geladen hatte. „[Papa] hat den Schmäh auch voll gefressen und hat wirklich geglaubt der [COOPER] ist jetzt der Böseste und der Satanist und was weiß ich… Und umso mehr hat es mir dann natürlich als Kind gefallen.“ – Für Richy war das die erste Rebellion, „aber auf eine leiwande Art“.

So überrascht es kaum, dass die Augen auf Richys Arm auch zu einen seiner ältesten Tattoos zählen. Einige Jahre später konnte sich der Sänger dann einen Traum erfüllen, als er mit seinen BLOODSUCKING ZOMBIES den Großmeister selbst supporten zu dürfen. Die Gelegenheit wurde natürlich sofort genutzt, um sich das Tattoo unterschreiben zu lassen, um es keine zwei Tage später mit Nadel und Tinte zu verewigen. „Wenn Du dann auf einmal wirklich vor dem Menschen stehst und er entpuppt sich nicht als Arsch, sondern ist genau so großartig, wie du es dir erhofft hast – und nimmt sich Zeit für dich! – kannst du die Woche danach nicht schlafen, weil du immer noch so voller Adrenalin bist.“

„Mehr Grund für ein Peckerl weiß ich nicht!“

Ob ein Tätowierer bei der Umsetzung eines solchen Tattoos dann ein Künstler oder ein „reiner Handwerker“ sein sollte, lässt sich für Richy nur schwer beantworten: „Schwierig. Ich würde ja gern sagen, dass es ein Künstler ist, der seine eigenen Sachen einarbeitet, aber das stimmt halt bei meinen Tattoos überhaupt nicht. Weil das waren alles klare Vorlagen, weil ich größten Teils Porträts habe.“ – und auch wenn man bei Bernie Luther, einem seiner Stammtätowierer, beispielsweise einen eigenen Stil erkennt, der Richy auch sehr gefällt, hat er nie großartig nach anderen Tätowierern gesucht. „Ich hab mich in dem Studio vom ersten Moment an wohl gefühlt und ich hab die gemocht und wir waren auf einer Wellenlänge. Da bin ich auch gar nicht mehr auf die Idee gekommen, mir wo anders hinzugehen.“

Tattoo-Artists: Bernie Luther, Tattoo Demon & Marco Atzeni, Chaos Demon Tattoo

Danke an Richy für die Einladung, das kühle Bier, die Verstörung durch PUBLIC IMAGE LTD. und die tolle Geschichte hinter dem Tattoo! So schaut es aus, wenn die Leidenschaft zur Musik unter die Haut geht. Und natürlich auch ein großes Danke an meinen Voice-Activated-Lightstand/Assistenten Michi!

Mehr von Chords and Ink.