Chords and Ink #18 – Dave Hause

Bei Chords and Ink präsentieren fantastische Musiker die Tattoos, die ihnen am wichtigsten sind und erzählen die Geschichten dahinter.

Für Chords and Ink #18 konnte ich im März 2017 die rauchige Stimme der Mittdreißiger-Depression, DAVE HAUSE, kurz vor seinem Auftritt in der Arena Wien über seine Tattoos ausfragen. Und dabei stellte sich wieder einmal heraus, dass die Geschichte und die Emotion hinter dem Tattoo oftmals mehr wiegt, als seine Größe, die Bedeutung oder die Kunstfertigkeit, mit der es gestochen wurde.

Über Dave Hause

Dave ist neben CHUCK RAGAN wohl eins der besten Aushängeschilder für emotionsgeladen Acoustic Folk/Punk mit rauher, rauchiger Stimme und dem sprichwörtlichen „heart on the sleeve“. Als DAVE HAUSE & THE MERMAID machte er im März Halt in Wien um sein neues Album „Bury Me In Philly“ zu promoten.

Das Tattoo

Das kleine und minimalistische Strich-Peckerl über Daves linkem Knöchel stellt einen Hotdog und einen Barbecue-Picknicktisch dar, wobei im Laufe des Interviews eine angeregte Diskussion zwischen Dave und seiner Tourbegleitung Tara entbrannte, ob es sich nun um einen Picknicktisch oder um einen Hotdog auf einem Kugelgriller handelt. Was auch immer es nun wirklich darstellen sollte, gestochen wurde es jedenfalls als eine Art Unfall von Daves gutem Freund Bryan Kienlen, seines Zeichens Bassist bei THE BOUNCING SOULS. „Er fing vor einigen Jahren mit dem Tätowieren an und wir waren bei einer Gartenparty und feierten ‚Memorial Day‘.“ Und wie es bei so einer Party eben ist, waren alle Beteiligten ziemlich besoffen, was sich dann in einem der ersten Tattoos äußerte, das Bryan jemals unter eine fremde Haut brachte. „Und er hat mitten im Tattoo auch was verbockt und meinte – sehr hörbar – ‚Ooops‘. Aber ich weiß eh nicht, was genau er verkackt hat, ich hab auch ein paar mal nachgesehen aber nichts gefunden.“

„Ich bin alt, Mann. Ich geb einen Scheiß auf ‚Bedeutung‘!“ – DAVE HAUSE über seinen Hotdog am Picknicktisch.

Die obligatorische Frage, ob es denn eine tiefere Bedeutung habe, quittierte Dave mit einem „ein Hotdog auf einem Picknicktisch?! Da kannst du gerne alles reininterpretieren, was du willst aber es war einfach ein lustiges Picknick“. Für Dave verlieren die Tattoos mit ihrer Anzahl auch etwas an Bedeutung: „Ich mein, du hast Bedeutungen und Bedeutungen über Bedeutungen und nach einer Zeit bist du einfach nur mehr ein tätowierter Typ und holst dir deine ‚Bedeutung‘ von anderen Stellen im Leben.“

Aber für Dave kommen auch neue Tattoos eher nicht mehr in Frage. Auch die Tätowierer-Subkultur hat sich für Dave verändert, seit er sich sein erstes Peckerl stechen ließ, doch der Hauptgrund ist simpler: „Es tut schweineweh und es ist teuer.“ – Zumal auch der rebellische Aspekt von Tätowierungen immer stärker verblasst: „Ich bin wahrscheinlich Teil des Problems. Es war mal so, dass sich Matrosen und Kriminelle und Häftlinge tätowieren ließen – also harte Motherfucker – und in den 1990ern haben wir uns stechen lassen. Wir waren nicht hart, wir wollten nur so aussehen. Jetzt hat jedes Kind mit 200 Dollar in der Tasche und einer schlechten Idee hat ein verfickt riesiges Ding am Hals, das wie ein Rollkragenpullover oder sowas aussieht. Das macht dich nicht hart und hart sein ist auch nicht der Punkt!“

Trotzdem war es für Daves Eltern ein ziemlicher Schock, als der Junge mit seinen ersten Tattoos heimkam. Daves Vater meinte schon, dass das Problem sei, dass Dave nie genug haben wird: „Erst willst du einen Ohrring und irgendwann wirst du voller Tattoos sein!“ – und er behielt recht.

Und für Dave haben trotzdem all seine Tattoos eine Daseinsberechtigung: „Es ist nett, eine schlechte Entscheidung zu treffen, die dann permanent ist.“

Tattoo-Artist: Bryan Kienlen, THE BOUNCING SOULS / Neptune Tattooville

Mehr Tattoogeschichten bei Chords and Ink:

Thanks to Dave for doing the interview on such short notice and his awesome stories and thoughts regarding tattoos, meaning and being a compassionate fucker instead of a hard fucker!

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