DRAGONFORCE @ ((szene)) Wien

Erste Vorband fast verpasst, zweite Vorband leider nicht verpasst und der Mainact war ein Traum – so die Kurzfassung des DRAGONFORCE-Konzerts in der ((szene)) Wien.

Na aber wer geht schon davon aus, dass ein Konzert laut Website um 20:00 Uhr beginnt und dann auch schon die erste Band spielt? War es doch meistens so, dass so um acht Uhr abends mal die Pforten geöffnet wurden und um halb Neun mal die erste Band des Abends startete …

Nicht so an diesem Abend! Beginn um 20:00 Uhr bedeutete im Klartext: Einlass um Sieben, Start um Acht. Da beißt man sich natürlich als Konzertfotograf, der sich irrsinnig auf den ersten Act des Abends gefreut hätte, doppelt in den Hintern! Naja, dann bin ich halt in Zukunft wieder etwas pünktlicher …

Zum Glück waren KISSIN‘ DYNAMITE um 20:20 Uhr noch immer auf der Bühne. Also schnell ein paar Fotos geschossen und die restlichen zwanzig Minuten genossen.
Die fünf Baden-Württemberger sind schon ein Phänomen. Bereits seit die Jungs etwa 10 Jahre alt waren, machen sie gemeinsam Musik und wussten schon früh, wie man alteingesessene Hardrocker und Biker zum Abfeiern bringt. Kaum verwunderlich ist es also, dass schnell mal ein Plattendeal mit EMI ins Haus flatterte und die Live-Performances eine Klasse für sich sind. Musikalisch gab es astreinen, hochqualitativen Heavy Metal wobei sich die Band, allen voran Sänger Johannes Braun, optisch doch eher an klassischem Glam Rock orientiert. Pro Auftritt gehen schätzungsweise zwei bis drei Dosen Haarspray drauf – das passt aber einfach zu den Jungs und man merkt, dass hier beinhart der eigene Weg gegangen wird. Und wäre da nicht der etwas gar unverschämte T-Shirt-Preis von 25 €, würde man die Band sehr gerne unterstützen. Denn böse Zungen könnten behaupten, dass Sänger Johannes aussieht, als wär die Essenskasse konstant in den roten Zahlen.

Nach KISSIN‘ DYNAMITE waren die „Newcomer“ aus den USA dran: HUNTRESS mit Aushängeschild und Sängerin Jill Janus. Meine anfänglich begrenzte Vorfreude verwandelte sich dann auch sehr schnell in müdes Augenrollen. Während die Band selbst eindeutig guten Metal ablieferte, war Madame Janus‘ Gesang onstage noch etwas gewöhnungsbedürftiger als auf Platte. Das ständige Krächzen, betontes „Hart sein“ und generelles „Maneater“-Image der Dame wirkten dann doch sehr bemüht. Weder wird hier eine ähnlich polarisierende Stimme wie von Angela Gossow (ARCH ENEMY) erreicht, noch passt der Gesang und das Gekrächze zur Musik, die durch Jill Janus eher zum Hintergrundrauschen degradiert wird. Auch die Begeisterung vor der Bühne hielt sich arg in Grenzen und applaudiert wurde wohl eher aus Höflichkeit. Würde die Band ein Instrumental-Album rausbringen, würd ich mir das sicher zulegen …

Gut, nach einem Bier und einem netten Plausch mit den Kollegen ist die Welt wieder in Ordnung und die Vorfreude auf DRAGONFORCE steigert sich ins Unermessliche. Auch die Spannung, ob denn der neue Sänger ausreichend Livequalitäten besitzt, brennt im Innersten. Um 22:02 geht’s dann endlich los mit dem Albumopener „Holding On“ des neuen Werkes „The Power Within“. Die Feuertaufe von Marc Hudson, dem neuen Sänger, war erfolgreich und das neue Material wird ebenso abgefeiert wie der Mann am Mikro. Mit dem zweiten Song wagt man sich nun auf minimal älteres Terrain vor: „Heroes of Our Time“ vom Vorgängeralbum „Ultra Beatdown“ – auch hier weiß Mr. Hudson, wie man die Menge in Stimmung versetzt. Und spätestens bei Song #4, „Fury of the Storm“, ist klar, dass auch das alte Material keine Herausforderung für den Briten ist. Sehr gut, da fällt einem DRAGONFORCE-Fan ein Berg vom Herzen!

Auch zwischen den Songs wird das Publikum prächtig unterhalten und Sätze auf Deutsch, die via Spickzettel vorgetragen werden, sorgen für Lacher vor der Bühne. „Das Beer gäyht hoite auf michh!“ (Wäre das eingetreten, hätte sich die Band ohne Zweifel den 1. Platz in der Top 10-Liste 2012 erkämpft!), „Wou ist hir där näkste Puff?“ oder „Jemand aus där Band aus Hongkong mit sehr langen Haarän hat eine kleine Schwanz!“ – plump, kindisch, niveaulos und verdammt lustig.

Abseits von Neo-Sänger Hudson war natürlich auch viel auf der Bühne los. Gitarrengott Herman Li scherzte mit den Fans und hatte sowieso – wie alle in der Band – einen Dauergrinser im Gesicht. DRAGONFORCE sind im Übrigen wohl auch eine der Bands, die am meisten von kabellosen Transmittern profitieren. Totman, Li und Bassist Frédßeric Leclercq wechseln konstant ihre Position auf der Bühne und würden so wohl einen gordischen Kabelknoten produzieren.

Eine Stunde und etwa zwanzig Minuten später war dann nach „Cry Thunder“ vorerst Schluss. Nach kurzem Rufen der Fans wurde dann doch noch die grandiose Zugabe „Valley of the Damned“ zum Besten gegeben. Ein würdiger Schluss für dieses Konzert!

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